Impuls vom 15. Dezember

Das etwas andere Geschenk

In nicht einmal zehn Tagen ist Heiligabend. Wer noch nicht mit den Vorbereitungen für das Fest begonnen hat, gerät langsam in Stress. Es gibt vieles zu erledigen. Nebst dem Alltag – Studium, Arbeit, Haushalt, Hobbies et cetera – wollen Weihnachtskarten geschrieben und dringend noch zur Post gebracht werden, vor allem, wenn sie die Angehörigen im Ausland noch rechtzeitig erreichen sollen. Die Planung des grossen Familienfests stellt sich einmal mehr als schier unmögliches Unterfangen heraus – zum einen, weil sich kaum ein Termin finden lässt, der allen passt und zum anderen, weil jeder eine andere Vorstellung des perfekten Weihnachtsabends hat. Zusätzlich möchte man häufig alle Bekannten und Verwandten vor Weihnachten und dem Jahreswechsel noch einmal sehen. Und wie jedes Jahr im Mittelpunkt: Geschenke. Geschenke, die häufig in letzter Sekunde gekauft und verpackt werden (und daher eher unpersönlich und wenig von Herzen sind). Zahlreich liegen sie schlussendlich unter dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum, und alle freuen sich auf die Gesichter der Beschenkten beim Auspacken. Auch als ich ein Kind war, fieberte ich diesem Höhepunkt des Abends entgegen. Doch je mehr Advents- und Weihnachtszeiten ich erlebe, stelle ich mir die Frage: Ist dies wirklich der Kern von Weihnachten? Hübsche Geschenke mit Schleife und Glanzpapier sind sicherlich etwas Schönes, aber sind sie der Grund, warum wir Jahr für Jahr an diesem Brauch festhalten?

Für mich liegt das grösste Geschenk von Weihnachten nicht materiell unter dem Christbaum.  Das einzige Gut, das wir nicht unbegrenzt besitzen und auch nie wissen, wie viel wir effektiv noch davon haben, ist Lebenszeit. Deshalb ist Zeit für mich das wertvollste, das wir einem anderen Menschen schenken können. Ob es ein langer Spaziergang mit einem geliebten Menschen ist, ein gemeinsames Essen, ein wertschätzendes und wohlwollendes Gespräch oder auch wenn Zeit, Überlegung und Liebe in ein persönliches Geschenk investiert wird – solche Gesten sind von unschätzbarem Wert. Wenn ich an die schönsten Momente vergangener Weihnachtstage zurückdenke, dann sind es die stillen Stunden mit Herzensmenschen, das Lachen bei einem gemütlichen Essen oder die Gespräche, in denen man merkt, wie gut man einander kennt und wie wichtig einem die anderen sind. Es sind Momente des vollkommenen Beieinanders, des Mit- und Füreinanders.

Wir leben in einer Welt, in der immer wieder von Menschen berichtet wird, die auf ihrem Sterbebett erkennen, wie flüchtig und kostbar die Zeit mit ihren Liebsten war, und wie wenig sie davon bewusst genutzt haben. Daher ist mein diesjähriger Wunsch zu Weihnachten, dass wir erkennen, was wir aneinander haben und wie bedeutend die Zeit miteinander ist. Wenn wir lernen, unsere Zeit auf Erden wieder zu schätzen und bewusst zu erleben, kann jeder Tag zu etwas Besonderem – ja etwas Weihnachtlichem – werden.

~ Pascal