Impuls vom 6. Januar

Stern über unserem Leben

Schriftlesung

Mt 2,9-12

«Und siehe, der Stern, den die Sterndeuter hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.»

 

Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart

Am 6. Januar stellt die Kirche drei Menschen ins Zentrum, die einen Herrscher suchten, indem sie einem Stern folgten, und die schliesslich vor einem neugeborenen Kind in prekären Verhältnissen niederknieen.

Die drei seien Intellektuelle vom Rande des Römischen Reiches gewesen, sinnieren manche. Für andere sind sie Astronomen und damit Inbegriffe der hartnäckigen Wissenschaftlerin oder des ausdauernden Forschers. Wie dem auch sei; am 6. Januar feiern wir das Fest der wahren und wirklichen Erscheinung, das Gegenteil des blossen Scheins. Der wärmende Stern erleuchtet die Welt. Er macht, dass das Universum Geborgenheit ausstrahlt.

Natürlich haben wir, imprägniert von unserem wissenschaftlichen Weltbild, unsere Zweifel mit diesem Stern. Doch es war der Philosoph Günther Anders, kaum des allzu positiven Denkens verdächtig, der einmal von der Chance der Entfernung sprach: «Um einen Stern, der längst schon verglüht ist», meinte er, «noch strahlen zu sehen, muss man sehr weit von ihm entfernt sein. Es gibt sogar Vergangenheiten, die uns, weil sie so weit entfernt stattgefunden haben, überhaupt noch nicht erreicht haben.» Anders gesagt, wenn die Entfernungen gross genug sind, können Vergangenheiten zu Zukunft werden, weil sie noch nicht einmal Gegenwart geworden sind.

Den Sterndeutern widerfährt es, dass sie auf der Suche nach dem weit Ent-fernten den nahegekommenen Sohn Gottes in seiner ganzen Verletzlichkeit schauen und beschenken dürfen.

Wie sie damals hoffen heute Menschen aller Hautfarben und Nationen auf einen Stern, der über ihrem Leben aufgeht. Für uns Christinnen und Christen ist Jesus dieser Stern. Er hält uns fest, wenn wir uns an nichts mehr halten können. Er zeigt den Weg, wenn wir ihn verloren haben. Er ist Gegenwart und Zukunft und lenkt uns an Orte, zu denen die verlogene Botschaft des Herodes nicht durchdringt.

~ Franz-Xaver