5. Dezember

In aller Dunkelheit soll es weihnachten.

In der heutigen Lesung hören wir vom Propheten Jesaja folgendes:
«Deine Ohren werden ein Wort hinter dir hören: Dies ist der Weg, geht ihn, auch wenn ihr nach rechts oder links abbiegen wolltet» (Jes 30,21).

Mit dem «Wort» hier ist Gottes Wort gemeint. Da Gott uns nicht zufällig, sondern nach seinem Bild in Weisheit und aus Liebe erschaffen hat, ist es auch einleuchtend, dass er uns aus derselben Liebe den Weg aufzeigen will, auf dem wir wandeln sollen, damit wir das Ziel unseres Lebens erreichen, die ewige Glückseligkeit in der Gemeinschaft mit ihm. Leider werden wir gerade in der heutigen Zeit Zeugen davon, wie die Menschen diesen Weg entweder nicht mehr sehen oder ihren eigenen menschengemachten diesem vorziehen, lieber dem Wort von Trumps und Thunbergs folgen als dem göttlichen Wort.

Das Verlassen von Gottes Wort führte das Volk Israel einst der Gerechtigkeit Gottes gemäss ins babylonische Exil, uns heute aber zunehmend in ein geistiges Exil der Beliebigkeit und Einsamkeit. Gerade in der Adventszeit erleben wir oftmals Dunkelheit und Kälte, die sich gerade auch in unserem Herzen widerspiegelt, das sich nach innen verkrümmt und so nur an die eigenen Bedürfnisse und Wünsche denkt. Doch wie das Volk Israel einst im Exil durch sein gedemütigtes und zerknirschtes Herz seine Schuld einsah und seinen Blick hoffnungsvoll zurück auf Gott richtete und so die mit «Silber überzogenen Schnitzbilder» und die «mit Gold umkleideten Gussbilder» wegwarf «wie Unrat» (Jes 30,22), so können auch wir gerade im Exil der einsamen Stille, die diese Corona-Zeit mit sich bringt, ohne die freudvollen Belustigungen von Weihnachtsmarkt und anderem Konsum, uns unseres nach-innen-gekrümmt-Seins bewusst werden, und erkennen, dass wir auf unseren Erlöser angewiesen sind und Gottes Gnade brauchen.

In der Adventszeit bereiten wir uns darauf vor, wie sich Gott selbst in Jesus gedemütigt hat und wie der Schöpfer als Mensch in seine Schöpfung eingetreten ist. Denn Gott weist uns nicht einfach passiv auf seinem Thron gerechterweise zurecht, sondern wird durch seine unfassbare Liebe selber aktiv in dieser Welt und lässt nichts unversucht, um uns den rechten Weg aufzuzeigen und uns auf diesen zurückzuführen. Dies gibt uns die adventliche Hoffnung, die nicht einfach ins bedeutungslose Leere mündet, sondern ins grosse Licht der Barmherzigkeit, das uns an Weihnachten begegnen wird. Dieses Licht soll, ähnlich wie das der Sonne, Licht in die Dunkelheit und Wärme in die Kälte bringen. Es soll uns Liebe und Weisheit schenken, womit wir unsere innere Verkrümmtheit überwinden und uns auf den Weg der Liebe nach aussen hin aufmachen können. In aller Dunkelheit soll es weihnachten, soll «der Tag» kommen, «an dem der HERR den Bruch seines Volkes verbindet» und «das Licht der heissen Sonne siebenfach hell sein wird wie das Licht von sieben Tagen» (Jes 30,26).

~ Matthias

Lesung des Tages

Jes 30, 19-21.23-26

Ja, du Volk auf dem Zion, das in Jerusalem wohnt, ganz sicher wirst du nicht mehr weinen. Ganz sicher wird er dir gnädig sein auf die Stimme deines Hilfegeschreis hin; sobald er es hört, antwortet er dir. Der Herr wird euch Brot der Not und Wasser der Bedrängnis geben und deine Lehrer werden sich nicht mehr verbergen, sondern deine Augen werden stets deine Lehrer sehen. Deine Ohren werden ein Wort hinter dir hören: Dies ist der Weg, geht ihn, auch wenn ihr nach rechts oder links abbiegen wolltet!

Dann wird er Regen geben deiner Saat, die du auf den Acker gesät hast, und das Brotkorn, der Ertrag des Ackers, wird üppig und fett sein. Deine Herden werden an jenem Tag auf weiten Wiesen weiden. Die Rinder und Esel, die den Acker bearbeiten, fressen Futter mit Sauerampfer, das man mit Schaufel und Gabel ausstreut. Auf jedem hohen Berg und auf jedem aufragenden Hügel werden Bäche, Wasserläufe sein am Tag des großen Mordens, wenn Türme einstürzen. Dann wird das Licht des weißen Mondes wie das Licht der heißen Sonne und das Licht der heißen Sonne wird siebenfach hell sein wie das Licht von sieben Tagen, an dem Tag, an dem der HERR den Bruch seines Volkes verbindet und die Wunde seines Schlages heilt.

© Revidierte Einheitsübersetzung 2016