9. Dezember

Zusammenbrechen

Wenn man so viel zu tun hat, möchte man nur noch zusammenbrechen. Wer solch eine Last zu tragen hat, will nur noch zusammenbrechen.
Stolpern, stürzen, zusammenbrechen und am besten liegen bleiben. Wie oft ging mir dieser Gedanke schon durch den Kopf? Gerade in der Adventszeit kommt er bei so vielen Menschen auf. Dieses Jahr – mit allen zusätzlichen Komplikationen – vielleicht öfter den je. Und wenn man es einmal schafft diesen Gedanken zu überwinden, muss man nicht lange warten und man kann sich sicher sein, dass er im nächsten Moment der Schwäche wiederkehrt: «Zusammenbrechen».

Doch wieso kehrt dieser Gedanke immer wieder zurück? Begeben wir uns auf die Suche.

Wir wollen gute Noten schreiben und pauken nächtelang den Stoff dafür. Wir wollen eine bessere Position im Beruf und arbeiten uns dafür an den Rand des Burnouts. Wir wollen den Kontakt mit all unseren Kollegen halten und blocken uns dafür den gesamten Kalender. Kurzum, wir setzten uns selbst ein ambitioniertes Ziel und wollen es erreichen, gleichzeitig wollen wir noch hilfsbereit sein, ausschließlich nachhaltige Kaufentscheidungen treffen und am besten noch die Pflanzen der Nachbarin gießen. Dies sind alles lobenswerte Ziele. Und doch fällt man manchmal abends erschöpft ins Bett, sodass man am nächsten morgen gar nicht mehr aufstehen will und der leise Gedanke sich wieder anschleicht: «Zusammenbrechen».

Ein Trumpf bleibt uns aber noch übrig, selbst falls alles scheitern sollte. Wir können immer noch sagen: «Ich habe es ja versucht, siehst du denn nicht wie sehr ich dafür gelitten habe?» Das garantiert uns zwar nicht die bessere Note oder eine höhere Position, aber immerhin das Verständnis unserer Mitmenschen. Insgesamt ist das aber leider nur ein sehr milder Trost… Was kann da helfen? Ein Blick in die heutige Tagesliturgie verrät uns, dass auch schon zu Jesajas Zeiten die Menschen mit Müdigkeit und Mattheit zu kämpfen hatten. Die Lösung damals: Gottvertrauen. Jesaja schreibt: «Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.» Jesus konkretisiert das Ganze nochmals im Evangelium: Er lädt alle, die «schwere Lasten zu tragen haben» ein und sagt ihnen: «Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir.»

Halt, stopp!

Wir sind doch bereits überladen und drohen zusammenzubrechen. Wieso sollten wir uns jetzt noch eine zusätzliche Last aufbürden. Das kann doch nicht die Lösung sein… es sei denn, das Problem, das uns zum Zusammenbrechen zwingt, ist gar nicht die Last, die wir tragen, sondern etwas anderes.

Gehen wir noch einmal zurück in unseren Überlegungen, genauer gesagt zu unserem Trumpf: «Siehst du denn nicht wie sehr ich dafür gelitten habe?» Hier ist der Fehler. Es ist gar nicht die Last, sondern das Leiden, das unser Zusammenbrechen verursacht. Oft setzen wir Leiden und sich Aufopfern mit Anstrengung und Erfolg gleich. Das muss aber nicht so sein. Vielleicht ist das gemeint, wenn Jesus sagt: «Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.» Am schönsten ist doch schließlich eine Last, wenn man sie aus Liebe und nicht aus Leid macht. Warum sonst nennen wir Jesus Christus den «Erlöser»? Nicht weil er so viel gelitten hat, sondern, weil er uns so sehr geliebt hat.

~ Stefano

Lesung des Tages

Jesaja 40, 25-31

Mit wem wollt ihr mich vergleichen, dass ich ihm gleich wäre, spricht der Heilige. Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat diese Gestirne erschaffen? Der vollzählig herausführt ihr Heer, er ruft sie alle beim Namen. Wegen seiner Fülle an Kraft und mächtiger Stärke fehlt kein einziges. Warum sagst du, Jakob, warum sprichst du, Israel: Verborgen ist mein Weg vor dem HERRN, meinem Gott entgeht mein Recht? Weißt du es nicht, hörst du es nicht? Der HERR ist ein ewiger Gott, der die Enden der Erde erschuf. Er wird nicht müde und matt, unergründlich ist seine Einsicht. Er gibt dem Müden Kraft, dem Kraftlosen verleiht er große Stärke. Die Jungen werden müde und matt, junge Männer stolpern und stürzen. Die aber auf den HERRN hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.

© Revidierte Einheitsübersetzung 2016