Kaum eine Werktagsmesse ist so bekannt und beliebt wie die rorate-Feier im Advent. Nach altem Brauch wird frühmorgens gefeiert. Nur das warme Kerzenlicht erhellt den Kirchenraum und schafft Wärme, Schutz und Geborgenheit, während es draussen noch dunkel und kalt ist. Geschätzt wird nicht nur die besondere Stimmung, sondern auch das gemeinsame Frühstück, das häufig im Anschluss stattfindet. Doch warum feiern wir überhaupt rorate?
Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum:
aperiatur terra, et germinet Salvatorem.
Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen!
Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit spriessen. (Jes 45,8)
Die Antiphon (Gesang), die diese besonderen Gottesdienste eröffnet, verrät es. «Tau» (lat. rorate = «tauen»), «regnen» und «Erde» umschreiben allegorisch, wie Maria sich für den Willen Gottes geöffnet hat und die Vision des Propheten Jesaja Wirklichkeit werden liess, indem sie Jesus, den Sohn Gottes, in ihrem Schoss empfangen hat. Im Grunde feiern wir also adventliche Votivmessen zu Ehren Marias. Etwas weiter gefasst werden wir daran erinnert, dass Leben und Wachstum von anderswoher, von Gott, ermöglicht wird.
Des Weiteren bringt die Antiphon zusammen mit den anderen adventlichen Bibeltexten und Liedern die Sehnsucht und Hoffnung, dass Gott wirklich in dieser Welt ankommen und Jesus Christus auf die Welt zurückkehren möge, zum Ausdruck.
Die Ankunft (lat. adventus = «Ankunft») Jesu, das Kommen des Lichts der Welt, wird symbolisiert vom Kerzenlicht – sowohl in Erinnerung an das Licht von Bethlehem, welches das Dunkel erhellt hat, als auch in der Hoffnung, dass dieses Licht auch heute an Weihnachten allen Menschen leuchtet und die Finsternis der Welt heller zu machen vermag.
von Jasmin Pünchera